Seeed beim Westend Sommer in Dortmund ( 12.08.01)

Seeed Interview: Alessa (Frank A. Delle), Demba Nabe

R.R: Olaf Jacobsen, Rootsmans Reggaeland

R.R: Im Herbst geht ihr auf eine 4-wöchige Tournee durch die Schweiz, Österreich und Deutschland. Ist dies für euch die erste große Tournee?

Alessa: Ja, also in dem Umfang schon, über 4 Wochen. Wir haben aber im März bereits eine 2-wöchige Tournee gemacht.

RR: Habt ihr euch etwas Spezielles für die Tour vorgenommen?

Alessa:Na ja, wir werden auf jeden Fall ein paar neue Showelemente und auch einige neue Stücke mit rein nehmen, wir sind ja bereits bei der Entwicklung des neuen Albums. Neue Songs werden wir also schon während der Tour einstreuen und ausprobieren.

RR: Euer Clip "Dancehall Caballeros" ist heute zum Clip der Woche bei VIVA aufgestiegen, noch vor "No Angels!"

Alessa: Ehrlich? Das ist doch schön.

RR: Ihr tretet immer im 70er-Jahre Look auf der Bühne auf. Ist das extra nur für die Show, oder ist das auch euer privater Kleidungsstil?

Demba:Na ja, ich würde sagen, eher so 20er Stil angehaucht, aber nicht konsequent durchgehalten. Das ist aber zum Teil natürlich auch Bühnenoutfit, High Class mäßig, eben so wie man sich zu einer Beerdigung extra kleidet, kleidet man sich eben auch speziell für den Auftritt.

RR: Nach "Dickes B" kommt nun die nächste Single "Dancehall Caballeros" am 28.08.01 auf den Markt. Wer schreibt bei euch die Hits und die Musik dazu?

Alessa: Also Pierre hat bisher viele Hits geschrieben, er hat ein Studio zu Hause, ich habe ebenfalls ein Studio zu Hause, und viele der Songs entstehen aus Grundideen von Pierre. Das letzte Album enthielt viele seiner Songs. Die Ausarbeitung geschieht dann innerhalb der Band; die Sänger schreiben ihre Texte selber, interpretieren damit auch ihre Strophen für sich, und dementsprechend wird es dann auch erst zum Hit.

RR: Seit ihr bei WEA unter Vertrag seid, habt ihr in kurzer Zeit 8 Tonträger rausgebracht, darunter 1 EP und mehrere Singles. Wann erscheint euer nächstes Album ?

Demba:Wir sind dabei, es zu planen und zu entwickeln. Mitte nächsten Jahres wird es hoffentlich erscheinen. Jetzt schreiben wir gerade neue Songs und probieren die auch auf der Bühne aus. Am Ende dieses Jahres verziehen wir uns dann ins Studio. Anschließend verreisen wir wahrscheinlich noch nach Jamaika und nehmen dort den Rest auf...Unser Mixer hat neulich noch gesagt, er steht darauf, mit eingeschränkten Möglichkeiten zu arbeiten.

Alessa: Es geht uns auch darum, dass wir die Möglichkeiten dort ja auch noch gar nicht kennen. Ich möchte auch mal gucken, wo kommt diese Musik eigentlich her, die wir ja auf unsere Art und Weise interpretieren. Ich wollte schon immer mal nach Jamaika und jetzt ergibt sich endlich die Gelegenheit dazu. Das Schöne daran ist, dass ich da Arbeit mit Lernen verbinden kann.

RR:Wie seid ihr mit WEA zusammen gekommen?

Alessa: Das lief damals eigentlich über den Nicolai Beverungen, der dann später auch unser Manager wurde, der das Echo Beach Label hat, ein Unterlabel von der Universal. Der hat damals einen Co-Verlag mit denen gebildet und wir wollten zuerst so Low Budget-mäßig das erste Album mit ihnen produzieren. Er hat dazu aber auch parallel die Fühler ausgestreckt und die WEA hat es dann gemacht. Zuerst traute sich die WEA nicht so, aber mittlerweile ist es wirklich ein gutes Arbeitsverhältnis, wo wir auch das machen können, was wir machen wollen. Wir haben auch das Gefühl, dass die Leute, die für uns arbeiten dies auch gerne tun, das ist daher auch eine gute Arbeitsatmosphäre.

RR: Kommt ihr alle aus Berlin und Umgebung?

Demba: Also ich komme aus Ostberlin, und unser Tourmanager auch! Also ich würde schon sagen, das ist ein Unterschied. Es ist eine Besonderheit, die Berlin ausmacht. Ursprünglich kommt aber auch eigentlich keiner von uns aus Berlin. Die meisten haben Einflüsse aus diversen Teilen der Welt mitgebracht, und einige sind ursprünglich auch nicht aus Berlin.

RR: Welche Connections habt ihr nach Hamburg?

Alessa: Auf jeden Fall über den Torsten, den Drummer der "Absolute Beginners" Der hat damals bei unserer ersten Plattenaufnahme ein Praktikum im Studio gemacht, und darüber kam dann auch die Verbindung zu Denjo der ja bei Sensimilla eine Strophe gesungen hat. Es spielen auch viele Berliner in Hamburger Bands, da passiert inzwischen einiges.

Demba: Es hat sich auf jeden Fall viel dadurch entwickelt. Man trifft die Leute auch unterwegs jetzt auf den Festivals und Live Concerts und da entstehen halt auch neue Verbindungen.

RR: Ihr kommt ja ursprünglich aus sehr verschiedenen Musikrichtungen, spielt der ein oder andere von euch zur Zeit noch in anderen Projekten oder in einer anderen Band?

Demba: Im Augenblick spielen alle hauptsächlich für Seeed, denn jetzt ist die Zeit für Seeed!

Alessa: Also ich habe mein Leben lang eigentlich nur Schule gemacht, jetzt ist es vorbei und ich kann endlich Musik machen!

RR: Hast du vor, noch etwas anderes zu machen?

Alessa: Ich habe Filmtoningenieur studiert, in Babelsberg und mache auch seit acht Jahren viel in dem Bereich, also Nachvertonungen von Clips, Filmaufnahmen und ähnliches. Ich hatte mir da jetzt gerade so ein Standbein aufgebaut, es lief gerade so ganz gut, aber die Musik war mir immer im Hinterkopf. Ich dachte, wenn das sichere Standbein da ist, dann kann ich endlich auch Musik machen. Und so läuft es, jetzt kommt auf einmal Seeed, und es war ganz klar, dass bei mir die Musik jetzt an erster Stelle steht. Aber gerade in dieser Phase, in der ich von der Musik noch nicht leben kann, wo man zwar einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, aber noch nichts dabei herum kommt, ist es natürlich super, wenn man auch in einem anderen Bereich noch ab und zu Jobs bekommt und seine Miete dadurch bezahlen kann.

RR: Würdet ihr gern auch in Jamaika auftreten?

Demba: Ja, aber auch überall auf der Welt. Also wir waren ja neulich auf dem Splash, ich habe Sizzla gehört, Bounty Killer, Lady Saw live, das ist ein Traum, keine Frage, auch um da Musik zu hören, das ist einfach geil, keine Frage!

Alessa: Also für mich war auch der Summerjam immer schon so ein kleiner Kindheitstraum, seitdem es das Festival gibt, bin ich dorthin gefahren, auch schon zur Loreley damals. Und dann einmal auf der Hauptbühne! Funkelnde Augen, und jetzt dort zu spielen, war ein so schönes Erlebnis.

RR: Ich bedanke mich bei Euch für das Interview und wünsche euch weiterhin viel Erfolg!

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