Reisetips von einem Insider

Viele Deutsche, die Jamaika zum ersten Mal besuchen, sind enttäuscht, weil es ihnen nicht gelungen ist, Land und Leute über ein gebuchtes All-Inclusive-Programm kennenzulernen. Kannst du gerade auch Individualreisenden ein paar Verhaltenstips geben?

(...) Die Touristenghettos in Negril und Mobay und Ochi haben sich total ungeplant und ungewollt ins Grauenhafte entwickelt, so dass selbst die Einheimischen, die zum Hustlen kommen, sehr agressiv auftreten. Die Touristen sind enttäuscht, die Preise extraordinär, und trotzdem sind die Löhne ungeheuer gering. Das ist für beide Seiten enttäuschend.

Ich selbst habe ein kleines Cottage in Long Bay, da gibt es kein großes Hotel, es gab mal eins, das ist aber pleite gegangen, weil der Strand, gottlob, zu rauh ist, da kann man also kein großes Hotel hin bauen.

Debbie kocht alle karibischen Gerichte, wenn sie nicht da ist, koche ich, und dann sitzen die Leute abends um 18 Uhr auf der Veranda und wetzen Messer und Gabeln. (...)

Man sollte auch nicht so wütend sein, wenn Leute aggressiv auftreten, man sollte die Armut im Auge haben. (...)

Ich würde auch empfehlen, erst mal einen längeren Urlaub zu machen, nicht nur 14 Tage, und das Geld lieber für einen längeren Urlaub zu sparen, weil Jamaika teuer ist. Nach 14 Tagen ist die Seele gerade erst angekommen und dann fängt man erst an, die Eindrücke zu sortieren. Man muss ja auch erst mal mit dem Klima klar kommen. Zuerst liegt man am Strand, sieht aus wie ein Lobster, und versteht noch nichts. Man sollte alles ganz ruhig angehen!

Es gibt ein paar Reiseführer, die ganz gut sind, einer der besten ist ein englischer von Penguin, "The Rough Guide", der auch wunderschöne Tips hat für Kingston. Das ist eine tolle Stadt, wenn man keine Angst davor hat. Wenn man keine Angst hat, passiert auch nichts.

Also man sollte auch Kingston besuchen, wenn man vorbereitet ist?

Sicher, mir selbst ist noch niemals etwas passiert, ich komme in die letzten Ghettos von Kingston rein, da ich keine Angst habe. Es ist eine unglaublich lebendige Stadt! Aber zu bestimmten Stellen gehen auch keine Jamaikaner in Kingston hin, da gehe ich als Whitie natürlich auch nicht hin, soviel Verstand sollte man schon haben. (...)

Ich gehe durch bestimmte Viertel in Trenchtown allerdings auch nicht, es sei denn, ich kenne dort die Leute oder ich habe einen Verbindungsmann dort. Wenn ich z.B. dorthin gehe, wo die Yardies mit ihren M 16 rumlungern, die tun mir nichts. Und wenn ich dorthin ein Touristenpärchen hinbringe, die werden dann sogar von denen geschützt. Die haben kein Interesse daran, die auszurauben. Die sorgen dort auf ihre Art für Ordnung. In den Ghettos herrscht teilweise eine grauenhafte Ordnung, aber es geschieht einem da nichts, wenn man gute Verbindungen hat. Und in den Hauptstraßen kann man unbelästigt herumlaufen. Ich parke meinen Wagen in Kingston grundsätzlich mit offenen Fenstern und Türen. Das ist allerdings ein 27 Jahre alter VW, den klaut keiner.

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